passendes Evangelium: 12. So. im Jk C – Lk 9,18-24
Eine Religionslehrerin stellte ihren Schülern eine scheinbar einfache Frage: „Was wisst ihr von Jesus?“ Die Antwort eines Schülers war verblüffend ehrlich: „Der war ganz schön eingebildet.“ Auf ihre verwunderte Nachfrage erklärte er: „Also, wenn ich mich vor die Klasse stelle und sage, ‚ich bin Gottes Sohn und bin gekommen, um die Welt zu retten‘, dann zeigen mir alle den Vogel.“
Diese jugendliche Direktheit bringt uns zu einer Frage, die Menschen seit zweitausend Jahren beschäftigt: Wer war Jesus von Nazareth wirklich? War er ein Selbstdarsteller, ein leidender Idealist, oder steckt hinter seinen Ansprüchen eine Wahrheit, die unser Leben fundamental berührt?
Der scheinbare Widerspruch
Auf den ersten Blick könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, Jesus habe an Selbstüberschätzung gelitten. Seine Worte waren radikal: Er stellte sich mit Gott auf eine Stufe, sprach von sich als dem Weg, der Wahrheit und dem Leben. Doch wenn wir genauer hinschauen, entdecken wir einen bemerkenswerten Widerspruch zu allem, was wir von Selbstüberschätzung kennen.
Menschen, die sich selbst überschätzen, suchen Vorteile, Anerkennung, Macht. Jesus hingegen gewann nichts durch seine Botschaft – im Gegenteil. Er verlor Freunde und Ansehen, wurde verfolgt und letztendlich hingerichtet. Seine göttliche Herkunft, die er beanspruchte, brachte ihm keinen irdischen Gewinn. Stattdessen wurde er, wie es die Schrift sagt, zum „Lamm Gottes“, das die Last der menschlichen Schuld auf sich nahm.
Kein leidender Masochist
Manche Menschen interpretieren Jesus als jemanden, der sich selbst gerne gequält hat oder jemand mit psychischen Problemen. Doch das Leben Jesu erzählt eine andere Geschichte. Er liebte das Leben mit einer Intensität, die aus jedem Evangelium spricht. Er feierte mit den Menschen, teilte ihre Freuden, ihre Mahlzeiten, ihre alltäglichen Sorgen.
Am deutlichsten wird dies kurz vor seinem Leiden in Gethsemane, wo sein ganzes Wesen gegen das kommende Kreuz aufbegehrte. „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, betete er in seiner tiefsten menschlichen Angst. Das sind nicht die Worte eines Menschen, der Freude am Leiden findet. Gewalt war ihm fremd, auch Gewalt gegen sich selbst. Er brachte Frieden, nicht weil er das Leiden suchte, sondern weil er das Leben in seiner Fülle schenken wollte.
Mehr als ein Idealist
Viele Menschen, auch solche, die sich nicht als Christen verstehen, würdigen Jesus als großen Religionsstifter und Idealisten. Sie sehen in ihm einen außergewöhnlichen Menschen, der sein Leben für eine bessere Welt opferte. Diese Sichtweise ehrt ihn, greift aber zu kurz.
Jesus war mehr als ein Mensch mit einer Vision. Er war – und das ist das Herzstück des christlichen Glaubens – Gott, der Mensch wurde. Nicht um uns von oben herab zu belehren, sondern um wahrhaft einer von uns zu werden, um unsere Welt von innen heraus zu verstehen und zu verwandeln.
Die radikale Solidarität Gottes
Denken Sie einen Moment darüber nach: Gott wollte nicht nur über uns herrschen oder uns Gebote geben. Er wollte unser Leben teilen – mit allem, was dazugehört. Die Sorgen einer alleinerziehenden Mutter um die Zukunft ihrer Kinder, die Einsamkeit eines alten Menschen, die Verzweiflung eines Suchtkranken, die Überforderung eines Jugendlichen in unserer komplexen Welt – all das wollte er mit menschlichen Augen sehen und mit einem menschlichen Herzen fühlen.
Jesus durchlebte Versuchungen und Herausforderungen, kannte bescheidenes Glück und tiefes Leid. Er verstand aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, müde zu sein, Hunger zu haben, missverstanden zu werden, Abschied nehmen zu müssen. Diese radikale Solidarität Gottes mit der menschlichen Existenz ist beispiellos.
Doch dabei blieb es nicht. Indem er alles Menschliche in sich aufnahm, wollte er es in seiner göttlichen Liebe verwandeln und erlösen.
Brauchen wir wirklich Erlösung?
„Brauchen wir überhaupt Erlösung?“, fragen sich viele Menschen heute. „Es geht uns doch eigentlich ganz gut.“ Diese Frage ist berechtigt, besonders in einer Gesellschaft des Wohlstands und der medizinischen Fortschritte.
Doch Jesus erlöst uns nicht nur von dem, was offensichtlich kaputt ist. Er befreit uns von der Endlichkeit, die jeden Menschen trifft – dem Tod, der wie ein Schatten über allem Leben liegt. Er erweitert unsere oft so begrenzten Horizonte, wenn wir uns an ihn wenden. Wo wir nur Sackgassen sehen, schenkt er Perspektiven. Wo Bitterkeit unser Herz verhärtet, gibt er uns die Kraft zur Vergebung und zur Liebe.
In seiner Gegenwart entdecken wir die guten Seiten in uns, die oft verschüttet sind unter Enttäuschungen, Verletzungen und Lebensmüdigkeit. Bei ihm dürfen wir uns geborgen und verstanden fühlen – nicht trotz unserer Schwächen, sondern mit ihnen.
Wer war Jesus also wirklich? Er war weder ein Selbstdarsteller noch ein leidender Idealist. Er war und ist Gottes radikale Antwort auf die menschliche Sehnsucht nach Leben, nach Verstehen, nach Hoffnung. In ihm begegnet uns ein Gott, der uns so ernst nimmt, dass er unser Leben teilt – und uns so liebt, dass er es verwandelt.
Das ist eine Botschaft, die auch heute noch alle unsere Vorstellungen übersteigt. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum sie wahr ist.
von P. Oliver Heck
Hinweis zur KI-Transparenz: Der Text wurde von mir eigenständig erstellt. Für die Korrektur und stilistische Anpassung wurde folgende KI verwendet: Claude Sonnet 4.0 von Anthropic. Danach wurde der Text noch einmal von mir korrigiert.