Gott wird Mensch – Auslegung zum 2. So. in der Weihnachtszeit (5.1.25)

Wir sind vor einigen Tage in das neue Jahr gestartet, und das Weihnachtsfest liegt hinter uns. Vielleicht ist jetzt ein guter Moment, innezuhalten und uns erneut die Bedeutung von Weihnachten bewusst zu machen: Gott wird Mensch. Dieses große Geheimnis beschreibt das Evangelium nach Johannes mit den Worten: „Das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14).

Johannes beginnt sein Evangelium fast wie eine philosophische Abhandlung. Er verwendet das Wort „logos“ – ein Begriff, der mehr bedeutet als unser deutsches „Wort“. Logos umfasst Gedanken, Vernunft, Ordnung – eine Idee, die das gesamte Universum durchzieht. Johannes drückt damit aus: Gott wollte uns nicht fern bleiben, nicht nur ein abstraktes Prinzip sein. Er wollte sich uns mitteilen – uns nahe sein, unser Leben berühren. Das ist aber nicht nur eine Mitteilung es geht um viel mehr: Gottes Wesen verwirklichte sich im Menschen Jesus Christus.

Gott teilt sich mit

Gott suchte schon immer die Verbindung zu uns Menschen. In der Geschichte des Volkes Israel, durch Propheten und Gesetze, durch Zeichen und Wunder versuchte er, seine Liebe und seinen Willen zu zeigen. Doch oft blieb die Botschaft unverstanden, oft blieb Gott ferne und unbegreiflich.

So wählte er den radikalsten Weg: Er selbst wurde Mensch. In Jesus Christus begegnet uns nicht nur ein Lehrer oder ein Prophet. In ihm begegnet uns Gott selbst. Jesus erzählte von Gottes Gedanken und seiner Liebe, er zeigte uns, was es heißt, zu lieben, zu vergeben, sich für andere hinzugeben. Mehr noch: Er lebte es vor. Gott teilte sich uns mit, indem er sich auf unser Menschsein einließ. In Jesus wurde Gott ein Kind, ein Handwerker, ein Freund. Gott wurde einer von uns.

Das Licht in der Finsternis

Johannes beschreibt das Kommen Jesu auch als das Licht, das in die Finsternis scheint. Die Welt, wie Johannes sie erlebte, war voller Dunkelheit: Verfolgung, Leid, Verwirrung und Ungerechtigkeit. Wenn man in unsere Welt blickt ist das ähnlich. Aber das Licht Jesu erleuchtete diese Dunkelheit. Er zeigte einen Weg, er brachte Hoffnung.

Denken wir an die Zeit, in der Johannes lebte. Es gab kein elektrisches Licht. Nachts war es dunkel, und ein Licht bedeutete Sicherheit, Orientierung, Leben. Ein Licht, das den Weg nach Hause weist, war damals etwas Kostbares. Genau das ist Jesus für uns: Er ist das Licht, das uns Orientierung gibt inmitten der Verwirrungen dieser Welt. Seine Worte und sein Leben zeigen uns, was wahr ist, was zählt, und wie wir leben können, um einander und uns selbst gerecht zu werden.

Was bedeutet das für uns heute?

Die Botschaft des Johannes ist aktueller denn je. Auch wir erleben eine Welt, die oft dunkel erscheint. Konflikte, Einsamkeit, Kriege, Krisen …  – vieles belastet uns. Doch Johannes erinnert uns daran: In dieser Dunkelheit gibt es ein Licht. Jesus Christus ist gekommen, um unser Leben zu erhellen, um uns Hoffnung zu schenken.

Wenn wir uns fragen, was der Sinn unseres Lebens ist, wenn wir nicht wissen, welchen Weg wir gehen sollen, wenn die Herausforderungen des Alltags uns erdrücken – dann dürfen wir uns an das Licht wenden, das mit Weihnachten in die Welt gekommen ist. Jesus zeigt uns den Weg zu Gott und zu einem Leben, das erfüllt ist von Liebe und Wahrheit.

Zusammenfassung

„Das Wort ist Fleisch geworden“ – das bedeutet: Gott hat sich uns in Jesus Christus selbst mitgeteilt. Er wurde Mensch, um uns nahe zu sein, um uns zu verstehen und zu erlösen. Und „das Licht kam in die Welt“ – das heißt: In Jesus sehen wir die Wahrheit, die Orientierung und die Hoffnung, die wir brauchen.

Nehmen wir diese Botschaft mit in das neue Jahr. Lassen wir uns vom Licht Jesu leiten, damit wir selbst zu einem Licht für andere werden. Amen.

P. Oliver Heck SVD