Petrus und Paulus

Zum Fest der Apostel am 29. Juni (Evangelium dazu)

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Liebe Schwestern und Brüder,

wenn wir heute an Petrus und Paulus denken, begegnen uns zwei Männer, die unterschiedlicher nicht hätten sein können – und doch wurden sie zu den tragenden Säulen der frühen Kirche. Ihre Geschichten sind nicht nur historische Berichte, sondern Spiegel unserer eigenen menschlichen Zerrissenheit zwischen Versagen und Berufung, zwischen Angst und Mut, zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir werden können.

Simon, der Fischer – oder: Wenn Gott unsere Schwächen kennt

Da ist zunächst Simon, der Fischer aus Bethsaida. Ein einfacher Mann, der vom Fischfang lebte, verheiratet, bodenständig. Nichts deutete darauf hin, dass aus ihm einmal der Fels werden würde, auf den Christus seine Kirche bauen wollte. Und doch gab Jesus ihm genau diesen Namen: Petrus – der Fels.

War das Ironie? Oder eine Prophezeiung? Wenn wir ehrlich sind, erkennen wir in Petrus unsere eigene Widersprüchlichkeit. Er ist derjenige, der als erster bekennt: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ – und wenig später Jesus davon abhalten will, nach Jerusalem zu gehen, wo seine Kreuzigung droht. Er ist derjenige, der schwört, mit Jesus zu sterben – und ihn dann in der entscheidenden Stunde verleugnet. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal.

Stellen Sie sich vor, Sie wären Petrus in jener Nacht. Das Feuer im Hof des Hohenpriesters wirft flackernde Schatten, drinnen wird Jesus verhört, und eine Bedienstete blickt Sie an: „Warst du nicht auch bei diesem Jesus?“ Die Angst kriecht Ihnen in die Kehle. Ihre Hände zittern. Und dann hören Sie sich selbst sagen: „Ich kenne ihn nicht.“

Wie oft haben wir alle schon verleugnet? Nicht Jesus vielleicht, aber unsere Überzeugungen, unsere Werte, unsere Lieben? Wie oft haben wir geschwiegen, wo wir hätten sprechen sollen? Wie oft haben wir den einfacheren Weg gewählt, statt für das einzustehen, was richtig ist?

Die Begegnung, die alles verändert

Aber hier wird die Geschichte des Petrus zu unserer Hoffnungsgeschichte. Denn Jesus gibt ihn nicht auf. Nach der Auferstehung begegnet er ihm am See – dort, wo alles begann, bei den Fischernetzen. Und dann stellt er die Frage, die ins Mark trifft: „Simon, liebst du mich?“

Dreimal fragt er. Dreimal – so oft, wie Petrus ihn verleugnet hatte. Nicht um zu demütigen, sondern um zu heilen. Jede Antwort des Petrus – „Herr, du weißt, dass ich dich liebe“ – ist wie ein Verband auf eine tiefe Wunde. Und mit jedem „Weide meine Schafe“ gibt Jesus ihm eine neue Chance, aus seinem Versagen eine Mission zu machen.

Das ist die Botschaft, die uns Petrus heute mitgibt: Gott schreibt gute Geschichten mit gebrochenen Menschen. Unsere Schwächen, unsere Fehler, unsere Niederlagen – sie disqualifizieren uns nicht für Gottes Berufung. Sie können sogar der Ort werden, wo seine Gnade am deutlichsten sichtbar wird.

Saulus, der Verfolger – oder: Wenn Gott unsere Gegnerschaft durchbricht

Und dann ist da Saulus aus Tarsus. Gebildet, leidenschaftlich, überzeugt von seinem Weg. Ein Mann, der die junge christliche Bewegung als Bedrohung sah und sie mit aller Kraft bekämpfte. Er war dabei, als Stephanus gesteinigt wurde – der erste Märtyrer der Kirche. Saulus hielt die Mäntel der Steiniger.

Können Sie sich vorstellen, wie es gewesen sein muss, diesem Mann zu begegnen? Für die ersten Christen war Saulus ein Name, der Angst auslöste. Wenn er in eine Stadt kam, bedeutete das Verhaftungen, Verfolgung, Tod.

Aber dann, auf dem Weg nach Damaskus, durchbricht ein Licht die Mittagshitze. Eine Stimme ruft: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Und in diesem Moment erkennt Saulus, dass er nicht nur Menschen verfolgt hat, sondern Christus selbst. Das, was er für Gottes Willen hielt, war Widerstand gegen Gott.

Aus Saulus wird Paulus – nicht durch einen graduellen Wandel, sondern durch eine radikale Umkehr. Der Verfolger wird zum Verkündiger. Mit derselben Leidenschaft, mit der er die Christen verfolgt hatte, predigt er nun das Evangelium.

Wenn Gott unsere Biografie umschreibt

Paulus zeigt uns etwas Erstaunliches: Es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Selbst wenn wir Gott aktiv widerstanden haben, selbst wenn wir Schaden angerichtet haben – Gott kann unsere Biografie umschreiben. Aus unserer Vergangenheit wird nicht die Hypothek unserer Zukunft, sondern das Material, aus dem er etwas Neues schafft.

Denken Sie an die Menschen, die Ihnen vielleicht am meisten geholfen haben in Ihrem Leben. Waren es nicht oft gerade die, die selbst durch dunkle Täler gegangen waren? Die aus eigener Erfahrung wussten, wie es ist zu fallen – und wieder aufzustehen?

Paulus wurde zum großen Apostel der Völker nicht trotz seiner Vergangenheit, sondern weil er sie in den Dienst des Evangeliums stellte. Er kannte die Macht der Vergebung nicht nur vom Hörensagen – er hatte sie am eigenen Leib erfahren.

Zwei Wege, ein Ziel

Petrus und Paulus – zwei so verschiedene Wege zu Christus. Der eine ein einfacher Fischer, der allmählich lernte, was es bedeutet, Jesus nachzufolgen. Der andere ein gebildeter Pharisäer, der in einem Augenblick sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt sah. Der eine wuchs langsam in seine Berufung hinein, der andere wurde von ihr überwältigt wie von einem Blitz.

Und doch führten beide Wege zum selben Ziel: nach Rom, ins Herz des Reiches, wo Kaiser Nero herrschte. Beide starben dort den Märtyrertod – Petrus am Kreuz, mit dem Kopf nach unten, weil er sich nicht würdig fühlte, wie sein Herr zu sterben; Paulus durch das Schwert, weil er als römischer Bürger das Recht auf eine „ehrenvollere“ Hinrichtung hatte.

Was uns ihre Geschichten heute sagen

Was bedeutet das für uns heute? Petrus und Paulus zeigen uns, dass Gott nicht mit perfekten Menschen arbeitet – sondern mit echten Menschen. Menschen, die zweifeln und versagen, die Angst haben und Fehler machen, die manchmal sogar das Falsche tun in dem Glauben, es sei richtig.

Aber sie zeigen uns auch: Gott lässt uns nicht fallen. Er schreibt unsere Geschichten weiter, auch wenn wir meinen, wir es käme nichts Neues mehr. Aus Simon, dem ängstlichen Fischer, wird Petrus, der Fels. Aus Saulus, dem Verfolger, wird Paulus, der Verkündiger.

Vielleicht sitzen Sie heute hier und denken: „Ich habe zu viele Fehler gemacht. Ich habe zu oft versagt. Gott kann mit mir nichts anfangen.“ Dann schauen Sie auf Petrus. Oder Sie denken: „Ich war zu lange auf dem falschen Weg. Es ist zu spät für mich.“ Dann schauen Sie auf Paulus.

Beide lehren uns: Es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Gottes Liebe ist größer als unsere Vergangenheit. Seine Berufung ist stärker als unser Versagen.

Die Einladung

Heute lädt uns Gott ein, wie Petrus und Paulus zu leben – nicht perfekt, aber authentisch. Nicht frei von Zweifeln, aber voller Vertrauen. Nicht ohne Angst, aber mit Mut. Nicht ohne Fehler, aber mit der Gewissheit, dass Gott gute Geschichten schreiben kann mit gebrochenen Menschen.

Lassen Sie uns von Petrus lernen, dass Schwäche kein Hindernis für Gottes Wirken ist. Lassen Sie uns von Paulus lernen, dass es nie zu spät ist für eine Umkehr. Und lassen Sie uns von beiden lernen, dass Gott uns nicht ruft, weil wir perfekt sind, sondern weil er uns liebt, wie wir sind – und uns zu dem macht, was wir werden können.

Denn am Ende ist das die Botschaft von Petrus und Paulus: Gott schreibt keine Geschichten mit Heiligen. Er schreibt Heiligengeschichten mit Menschen wie Ihnen und mir.


von P. Oliver Heck

Hinweis zur KI-Transparenz: Der Text wurde von mir eigenständig erstellt. Für die Korrektur und stilistische Anpassung wurde folgende KI verwendet: Claude Sonnet 4.0 von Anthropic. Danach wurde der Text noch einmal von mir korrigiert.