Schlagwort: Hl. Familie

  • EVANGELIUM 1. So. nach Weihnacht Hl. Familie Lk 2, 41-52 (EHÜ 1980) (Lesejahr C)

    Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr

    zum Paschafest nach Jerusalem.

    Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf,

    wie es dem Festbrauch entsprach.

    Nachdem die Festtage zu Ende waren,

    machten sie sich auf den Heimweg.

    Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem,

    ohne dass seine Eltern es merkten.

    Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe,

    und reisten eine Tagesstrecke weit;

    dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.

    Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück

    und suchten ihn dort.

    Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel;

    er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.

    Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis

    und über seine Antworten.

    Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen,

    und seine Mutter sagte zu ihm:

    Kind, wie konntest du uns das antun?

    Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.

    Da sagte er zu ihnen:

    Warum habt ihr mich gesucht?

    Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muß,

    was meinem Vater gehört?

    Doch sie verstanden nicht,

    was er damit sagen wollte.

    Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück

    und war ihnen gehorsam.

    Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war,

    in ihrem Herzen.

    Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu,

    und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.

  • zum 1. So. der Weihnachtszeit Konflikte sind unvermeidlich – Perspektivwechsel hilft

    zum Fest der Hl. Familie am Sonntag nach Weihnachten.

    Liebe Gemeinde,

    wir alle kennen das: Konflikte gehören zum Leben. Ob in der Familie, unter Freunden, am Arbeitsplatz oder auch in der Kirche – überall, wo Menschen zusammenkommen, entstehen Meinungsverschiedenheiten. Und wie oft wünschen wir uns doch ein harmonisches Miteinander! Aber seien wir ehrlich: Wie schwer ist das manchmal?

    Woran liegt das? Jeder von uns sieht die Welt aus seiner ganz eigenen Perspektive. Diese Perspektive wird geprägt von unserer Lebenserfahrung, unseren Werten, unserer aktuellen Stimmung, unserem sozialen Umfeld – und noch vielem mehr. Das bedeutet, dass wir oft ganz unterschiedlich auf dieselbe Situation schauen.

    Ein Beispiel: Ein Ehepaar erzählte mir einmal von einem wiederkehrenden Konflikt. Sie haben finanziell nicht viel Spielraum, und das belastet sie beide. Der Mann versucht, sich mit einem Lied Mut zu machen – „O sole mio“ singt er dann. Seine Frau hingegen macht sich Sorgen, ob sie die Wohnung halten können. Was passiert? Der Mann sagt: „Mach’s nicht schlimmer, als es ist.“ Die Frau fühlt sich nicht ernst genommen und betont ihre Sorgen noch mehr. Der Mann wird daraufhin noch optimistischer, während sie ihn für zu sorglos hält. So geraten sie in einen Kreislauf, der beide frustriert.

    Was steckt dahinter? Beide haben ihre eigene Sicht auf die Situation, und beide fühlen sich unverstanden. Statt aufeinander zuzugehen, ziehen sie sich auf ihre Positionen zurück und verteidigen sie umso stärker. Kommt Ihnen das bekannt vor?

    Ein ähnliches Beispiel finden wir sogar in der Bibel, bei der Geschichte von Jesus und seinen Eltern im Tempel. Nach einer Wallfahrt nach Jerusalem bleibt der junge Jesus im Tempel, ohne Bescheid zu geben. Seine Eltern suchen ihn voller Sorge. Als sie ihn schließlich finden, stellen sie ihn zur Rede. Doch Jesus reagiert fast überrascht und sagt sinngemäß: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“

    Auch hier prallen unterschiedliche Perspektiven aufeinander. Die Eltern sehen die Situation aus der Sicht der Sorge um ihr Kind. Jesus hingegen ist so vertieft in seine geistliche Berufung, dass er ihre Ängste gar nicht wahrnimmt.

    Was können wir daraus lernen? Konflikte lassen sich nicht immer vermeiden. Aber wir können lernen, die Perspektive des anderen einzunehmen. Wie würde die Welt aussehen, wenn wir uns häufiger fragen: „Warum denkt, fühlt oder handelt der andere so?“

    Vielleicht hätten die Eltern Jesu kurz innehalten und sich fragen können: „Warum ist unser Sohn so fasziniert vom Tempel?“ Und vielleicht hätten Jesus’ Eltern durch ihre Sorge erkennen können, wie sehr sie ihn lieben.

    Im Alltag hilft es, bewusst innezuhalten und die Sichtweise des anderen zu verstehen. Das erfordert Mut und Geduld, aber es kann Konflikte entschärfen und Respekt fördern.

    Liebe Gemeinde, nehmen wir uns das zu Herzen. Beim nächsten Streit, sei er noch so klein, fragen wir uns: „Wie sieht der andere die Situation? Was bewegt ihn oder sie?“ Ein Perspektivwechsel ist kein Allheilmittel, aber er kann uns helfen, Konflikte besser zu lösen und einander näherzukommen.

    Amen.

    (P. Oliver Heck)